6/18/2013

Durchgefallen: Bechdel Test

Neulich las ich über den Bechdel Test. Mit Hilfe dieses Tests können Werke (Filme, Bücher, Comics usw) auf ihre latente Frauenfeindlichkeit hin überprüft werden. Dass auch heute noch eine grosse Zahl an Werken diesen Test nicht besteht, wird allgemein als Beweis dafür interpretiert, dass auch die Welt der Literatur noch immer verseucht ist von misogynen Sterotypen, Vorurteilen und männerbestimmten Frauenbildern.

Natürlich unterzog ich sofort mein aktuelles Werk, also "Ballade von John und Aldo" diesem Test.

Der Erste Punkt lautet:

*Es müssen mindestens drei Frauen vorkommen.

Nachzähl... also wir haben Jacqueline Kennedy, Sigrid Bogengfeld, Afeni Traore und Frau Strato, die Hausmeisterin in der Backnangstrasse 13. Hinzu kommt noch die petzende Kellnerin im "Weissen Elefanten" so wie die Kellnerin im "wilden Eber."

Geschafft! Ich liege mit 6 Frauen doppelt so hoch wie die Mindestanforderung.
...Aber obacht!
Ein Unterpunkt des Tests verlangt, dass diese Frauen auch alle Namen haben müssen. Leider werden die Namen der beiden Kellnerinnen nicht bekannt gemacht. Damit sind es also nur noch vier Frauen -  eine mehr als das Minimum :/

Der zweite Punkt lautet:
*Diese Frauen müssen miteinander reden.

Aua...Jetzt wirds eng. In den Szenen in denen sie vorkommt, redet Jacqueline mit John F., dem Arzt und Oberst Gaynden. Alles Männer.  Frau Strato redet mit JFK, Hans Strauz und Oberst Gaynden -  Wieder nur Männer!  Einzig Sigrid redet kurz mit Afeni Traore.

Hier der Original-Dialog:


Afeni: "Bitte tun Sie uns nichts! Ich arbeite für den Völkerbund. Mein Name ist Afeni Traore. Ich bin Entwicklungshelferin aus Uganda."

Sigrid: "Wärst besser dort geblieben, Alte." Sigrid entsichert ihren Revolver.

Man mag mir zu Recht vorhalten, dass ein niveauvoller Dialog unter emmanzipierten Frauen anders aussieht. Jedoch, um Niveau geht es gar nicht zwangsläufig. Denn der Dritte Punkt des Bechdel Tests besagt:

* Sie müssen dabei über etwas anderes reden als über Männer. 

Ha! Bestanden! Kerle spielen in dieser kurzen Unterhaltung definitiv keine Rolle.

Trotzdem. Ziel verfehlt. "Die Ballade von John und Aldo" ist durchgefallen. Setzen, sechs!

Das ist hart. Ich war stets stolz darauf dass in meinen Stories keine atombusigen, hohlköpfigen Blondinen vorkommen.   Weder sind meine Akteurinnen besonders sexy, noch besonders unsexy, klug  oder doof, sie sind einfach nur normale MENSCHEN. Ich hielt gerade deswegen meine Werke für emanzipiert und frei von misogynen Vorurteilen - Dies wohl krasser Selbstbetrug.

Dass Ballade von John und Aldo den Bechdel Test nicht besteht, liegt ganz einfach daran, dass meine Hauptakteure Männer sind. Was wiederum damit zu tun hat, dass ich gerne Männer zeichne. Ein Umstand der seit meinen Erster-Weltkrieg-Comics Zeiten auf anhaltendes Unverständnis stösst. 

Von einer Autorin erwartet man "Frauenthemen".  Und Männer zählt der Bechdel-Test ausdrücklich nicht dazu. 
Dazu passt, dass ich auf einer anderen Platform neulich gefragt wurde, "ob ich schwul sei". Ich versuchte noch vergeblich zu erklären, dass ich als Frau dann wenn schon lesbisch sein müsste und wäre ich das, ich wohl eher Frauen zeichnen würde. Dies liess man nicht gelten. (!)  Da die Option "Hetera mit Freude am Männerzeichnen" scheinbar nicht existiert, gestand ich schliesslich entnervt, schwul zu sein. Was soll's -  es gibt schlimmeres. 








2 Kommentare:

  1. Ich denke, es hängt von der Geschichte ab, wie viele Männer und Frauen worüber miteinander reden. In vielen "Frauenromanen" kommen dafür die Männer kaum zu Wort.
    Natürlich ist es wünschenswert, dass jedes Geschlecht als vollwertiger Mensch präsentiert wird, trotzdem kann man denke ich Sexismus nicht an ein paar Regeln festmachen.

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  2. Das denke ich auch. Dieser Test ist zwar durchaus ein interessanter solcher und hat sicher auch was, aber die gane Thematik ist viel zu komplex um an ein paar wenigen Regeln gemessen werden zu können. Es hängt alles ja auch vom Grundthema abund vom Kontext, in dem die Story spielt. Eine Story die zB innerhalb eines Männerknastes spielt ist nicht deswegen per se frauenfeindlich , weil da wohl weniger Frauen vorkommen.

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