8/31/2013

Vernagelt?

Wie tief sind tradierte Rollenbilder eigentlich auch in mir verankert?

Ich arbeite an der Kindergeschichte "König Dachs und König Hirsch".
Und ich schreibe spontan: Konig Dachs kehrt von seinem täglichen Streifzug heim, wo die Dachskönigin schon auf ihn wartet.

BULLSHIT! Warum macht sie keine Streifzüge? Fehlt noch, dass sie für ihn gekocht hat.

Nene, das muss anders gemacht werden. Ganz anders... :-)




8/30/2013

PR-TÜV

Vorgestern war es endlich soweit: Meine Berufsbegleitung Alexis hatte - nachdem der Conséil Général schon mit Rückforderung des Honororars gedroht hatte - es endlich auf die Reihe gekriegt, mir einen Termin bei dem versprochenen Markteting- und PR Spezialisten zu besorgen.

Bei dem war ich dann also. Ich muss sagen, der Mann versteht sein Metier tatsächlich. Er hatte viele tolle Ideen zur Marketingstrategie; Slogans und Sachen, auf die ich in hundert Jahren nicht kommen wäre.

Unter anderem meinte er aber auch, dass in meinen Büchern zuviel Zeichnungen drin seien. "Die Leute denken so, das sei was für Kinder. Ausserdem wird gerade durch das Überangebot die zeichnerische Arbeit nicht wertgeschätzt. Ich solle Eine Seite Text, eine Seite  Bild, also eine Farbtafel machen. Und wenn schon Text und Bild auf die selbe Seite, dann schön brav untereinander, nicht so verteilte Blöcke wie das zB in "Vendetta" der Fall ist.

Na gut. So bin ich nun am Ausmisten von "Ballade von John und Aldo" (den Titel fand er auch Scheisse) . Es tut mir natürlich in der Seele weh, so viele Bilder die ich bereits gemacht habe, auszusortieren. Andererseits muss ich zugeben, dass das abgespeckte Resultat tatsächlich "leserlicher" fürs Auge ist. So sei es denn halt.

Er will mit mir die Entstehung von "Ballade" beratend begleiten, im Hinblick auf den kommerziellen Aspekt.

Ich bin froh darüber, denn wenn man das ganze etwas optimieren kann, dann umso besser. Auch wenn dabei ein Teil meiner Identität  in dem Werk flöten geht.



8/24/2013

Mauer ohne Durchlass


Gerade gestern wieder sagte man mir, dass man meine Zeichnungen, speziell die von Aldo Moro, nicht mag. "Ich verstehe ihn nicht" hiess es zur Erklärung und:  "Da ist so viel Traurigkeit in ihm, das weckt Abneigung."

Sowas macht mich wie immer ziemlich ratlos und traurig.

Und es entbehrt nicht einer gewissen, bitteren Ironie:
Auch dem historischen Aldo Moro wurde - und wird - vorgehalten, dass man ihn "nicht verstehen" könne.
Er hatte eine sehr abgehobene Sprache. Wunderschön und inspirierend, aber eben interpretationsbedürftig. Auch ich verstehe seine Aussagen oft eher über das Gefühl, als über die konkrete Semantik.

Verständnislosigkeit, damals und heute.

Es gibt einen uralten Schwarz-Weiss Film, wo Aldo eine Rede vor Parteigenossen hält. Tänzelnd, anmutig, beginnt er jeden Absatz mit "Io credo..." - Ich glaube - und dann folgt eine Reihe von kompliziert formulierten, visionären Allegorien. Die Kamera schwenkt auf die Zuhörer. Versteinerte Blicke. Ab und zu verdreht einer gelangweilt die Augen. Blicke voller Feindseligkeit.

Es ist nicht zu übersehen: Sie finden das was er sagt Scheisse. Und sie finden ihn Scheisse.

Zum Schluss verhaltener, artiger Applaus.

Ich frage mich, ob Aldo überhaupt merkt dass er keineswegs gut ankommt. Er lächelt. Aber dann, als er glaubt die Kamera sei nicht mehr auf ihn gerichtet: Ein Gesicht voller Kummer und Enttäuschung. Er weiss es.

Dass er es unter diesen Umständen überhaupt bis zum Premierminister gebracht hat, ist ein historisches Paradoxon, dass man nur dann einigermaßen einordnen kann, wenn man sich tief in die Materie einarbeitet und alle gesellschaftlichen, politischen und zeitgeschichtliche Fakten einbezieht.

Und selbst dann...


"Eine neue Seele...
Nicht nur um effizienter zu sein. Auch um tiefer verstehen zu können. 
Damit wir uns wahrhaftiger einbringen - nicht nur um rascher zu handeln, sondern um eines lebenslangen Engagements Willen."

- Aldo Moro -

John F. Kennedy als Muse: Er ist dynamisch, offen, geradlinig. Sagt was er will und ich mache es. Ihm ist es zwar nicht egal, wenn "unsere Geschichten" dann nicht ankommen, aber er steckt es weg. Will weitermachen. Wer aufgibt hat schon verloren sagt er.

Aldo ist da ganz anders. Scheu, zurückhaltend, immer noch traumatisiert. Mit Geduld und Zartheit auf Ihn zugehen. Dann plötzlich sprudelt ein Wasserfall an Gefühlen und Eindrücken. Intensiv, aber kaum fassbar, noch weniger kommunizierbar. "Mit der Seele sehen und mit dem Herzen lieben" sagt er. Ich lasse die Stifte in meiner Hand treiben, einfach nur von ihm leiten, flüstere: "ich will Deine Seele in warme Farben kleiden".

Da ist unglaublich viel Sanftmut, viel Zärtlichkeit. Ich versuche sie einzufangen. Es ist die Art von Schönheit, wie sie scheinbar kaum noch im Diesseits zu finden ist. In ihr liegen endlose Welten: würzige Sommerluft, Rosen, türkisfarbenes Meer und die Geheimnisse des Südens. Eigene Erinnerungen vermischen sich mit den seinen, es entsteht ein kraftvoller Morgen in einer versunkenen Zeit. Aber mit dabei sind auch immer; Wehmut, Abschied, Tränen und Schmerz. Enger Raum, Mauer, geschlossene Tür. Grausamkeit.

Das Unbekannte

Als ich nur JFK hatte, gelang es mir zumindest einen kleinen Teil von Menschen zu erreichen. Einige sagten mir "Ich interessiere mich nicht für Kennedy, aber durch Deine Geschichten und Zeichnungen wird er für mich interessant."
Bei Aldo ist dieses Phänomen bislang ausgeblieben. Ihm schlug ohne Ausnahme nur Ablehnung entgegen. Nichts von seiner Wärme springt auf andere über. Meine Zeichnungen scheinen als Medium nicht zu taugen.

Während der Gefangenschaft - den nahenden Gang zur Schlachtbank schon vor Augen - schrieb er in seinen Briefen immer wieder über das eigene Nicht-Verstehen: Warum wollten ihm seine "Freunde" nicht helfen? Warum behaupteten sie im Gegenteil, er sei verrückt, unter Drogen oder gehirngewaschen wenn er doch nur um sein Leben kämpfte?

Am Ende "tröstete" er sich mit der Vorstellung einer unverstehbaren, "göttlichen Strafe" für, Zitat: "die Adresse, der ich meinem Leben gegeben habe." 

Diese Fassungslosigkeit hat sich wie eine Singularität in der Zeit eingebrannt. Sie ist fester Bestandteil jedes Aldo Bildes, ob nun von mir oder anderen gezeichnet, oder ob Foto.

Manchmal denke ich, der Grund für die Abneigung der Menschen liegt in der unbewussten Angst vor diesem Entsetzen. Man will "damit" nichts zu tun haben.

Auf gewisse Weise ist er noch immer gefangen in dem Drecksloch der Brigate Rosse.
Ich würde so unendlich gerne diese Mauer zwischen ihm und den Menschen einreissen, sie an seiner schönen Seele teilhaben lassen, auf dass sie angesichts seines Unglücks nicht mit Abscheu, sondern mit Mitgefühl reagieren. Hand reichen, auf dass die Tränen versiegen und die Traurigkeit über den Verrat gemildert und der fassungslose Schrecken auf gewisse Weise rückgängig gemacht wird.

Aber:

"Alles ist sinnlos, wen man die Tür nicht öffnen will".

Aldo Moro

8/23/2013

König Dachs


JFK und Aldo haben neue Inspirationen geliefert.

Diesmal tauchen Sie in einem Gewand auf, in dem sie ausser mir und Eingeweihte niemand erkennen dürfte. was ich total spannend finde.



8/20/2013

Die Bärenfrage

Ich fange an zu recherchieren für das mir vorgegenene Thema meiner Postkarte für Enghien-les-Bains. Dieses ist ja: "Der Bären-Dompteur".  Denn die ganze Kartenserie steht unter dem  Motto "Die Magie des Zirkus"

Die Unterthemenen wurden den Künstlern per Los zugeteilt. Klar, irgendwie wäre die Pferdedressur im Hinblick auf meine Kompetenzen sinnvoller gewesen. Den Schwertschlucker hätte ich auch gerne übernommen.

Nun habe ich keine grösseren Probleme mit dem Zeichnen von Bären, das ist es nicht. Aber für mich ist Bärendressur Tierquälerei.  Mein spontaner Impuls ist es ja, diese Meinung auch ins Bild einfliessen zu lassen. Ich fürchte aber, das ist nicht gewollt. "Die Magie des Zirkus" suggeriert eine positive Sicht auf selbigen.

Naja, ein Glück, dass mir nicht der Clown zugeteilt wurde. Da könnte ich nicht widerstehen und würde John Wayne Gacy zeichnen...

8/17/2013

Neuer Blog

Um ein Archiv für die vielen "Daily Aldo" Bilder zu erstellen, habe ich einen speziellen Blog dafür eröffnet:
Dort wird jedes neue Aldo Bild hochgeladen, egal wo es sonst noch gezeigt wird. So entsteht eine zentrale Sammelstelle und man kann über die Zeit hinweg den zeichnerischen Fortschritt nachvollziehen.

äh, wenn Ihr GooglePlus seid, könntet Ihr Dem Blog schnell ein Plus verpassen? Ich möchte "Daily Aldo" in eine prominente Linkliste eintragen, diese jedoch verlangt eine Minimum an Google Plus Wertungen.

Hier gehts zu    Daily Aldo

8/16/2013

Das Ende

Einer der Motorrad-Deppen aus der Grossfamilie der "Arschlochnachbarn" war offenbar gestern irgendwo bei Epinal mit seiner Karre unterwegs.

Ja, denn ein Auto hat er sich natürlich auch angeschafft.

Heute war das Foto dieses Wagens in der Zeitung. Dazu der Bericht:

Offenbar ist der Fahrer "aus ungeklärten Gründen" in einer Kurve ins schleudern geraten und hat zwei entgegenkommende Autos gerammt. Die Fahrerin und der Fahrer dieser Unfallgegner haben leicht verletzt überlebt. Ein grosses Glück im Unglück. Man bedenke jedoch dass auch "kleine Verletzungen" oft jahrelange Folgebeschweren verursachen können - und von den psychischen Folgen will ich mal gar nicht reden.

Der Unfallverursacher wird indes die Strassen nicht mehr zulärmen und zustinken. Auch nicht mehr unter meinem Fenster nachts um drei Uhr Hupkonzerte ablassen.

Nie wieder.

Ich hoffe, es erwartet niemand, dass ich Trauer heuchle. Es bleibt allenfalls der grundsätzliche Respekt vor dem Tod als solchen. Ansonsten gilt mein Mitgefühl den beiden Fahrzeuglenkern, die den Alptraum erleben mussten, dass ihnen ein verantwortungsloser Irrer entgegengerast ist.

8/15/2013

Die Ballade von John und Aldo - Kapitel 1 - 08

Was bisher geschah: John F und Jackie schauen sich im Keller der deutschen Botschaft einen Film über Fynsterland-Regen an.


Fortsetzung folgt.

8/14/2013

Anrufe

Eigentlich mag ich keine Telefonanrufe. Meist gibt es schlechte Nachrichten.

Gestern jedoch gabs glech zwei gute:

* Seniorbook ruft an, ja das mit der Löschung des nackten Aldo mit Rose sei eine "Fehlentscheidung" gewesen. Die Kollegin, die am Wochenende Dienst hatte sei "übertrieben streng".

Ich dürfe das Bild wieder hochladen. Na geht doch ;-)

* Am Abend: Der Veranstalter des Grafikfestivals in Enghien-les-Bains ruft an. Ich sei für 2014 ausgewählt, Teil der 32 Künstler zu sein, die jedes Jahr eingeladen werden und an der jährlichen Postkartenserie mitwirken, die sie anlässlich des Festivals veröffentlichen. Und natürlich bedeutet das Stand haben, mitmachen usw.
Seit mehr als drei Jahren habe ich mich bislang erfolglos für die Teilnahme an diesem Event beworben. Und jetzt hat es geklappt! Ich freue mich so unglaublich darüber!!





8/11/2013

Back to the Fifties

Na schön, ich mache derzeit ganz nebenbei und "heimlich" einen Porno. Aber das Bild da unten gehört nicht dazu, also zum pornografischen Inhalt:


...Zummindest dachte ich, dass das nicht pornografisch sei.

Falsch gedacht. Seniorbook, eine Community in der ich derzeit ab und zu aktiv bin und wo ich viele Bilder von mir hochlade, hatte das Bild gelöscht. Weil ein (anonymer) User es als "anstössig" geflaggt hatte.

Zunächst konnte ich mir wirklich nicht vorstellen, woran es lag. Die automatisch generierte Begründung sagte nur etwas von "Verstoss gegen die Richtlinien".

Auf meine Nachfrage per Mail kam folgende Antwort:

"Sehr geehrte Frau Kennedy, 

auf Ihrem Bild war ein primäres Geschlechtsorgan zu sehen. Das ist laut unseren Nutzungsbedingungen nicht gestattet. Dieses Bild ging im Konkreten über Erotik hinaus. Auch andere Bilder, bei denen so etwas zu sehen ist, werden gelöscht. Solange bei der Nacktheit keine Geschlechtsteile deutlich zu erkennen sind, ist alles in Ordnung."

Zunächst mal "Auch andere Bilder, bei denen so etwas zu sehen ist, werden gelöscht." ist schlicht nicht wahr. In der dortigen Galerie kann man zB Zeichnungen sehen, auf denen Frauen mit gespreizten Beinen Einblicke in ihre Vagina geben.

Hat irgendwer die Zeitmaschine angeworfen und wir schreiben wieder 1951?

Immerhin gab es auf die Löschung hin ein respektabler Shitstorm seitens der andren User und einen Candystorm für mich ;-)

Das wars fast schon wert.

Trotzdem, gruselig. Ich meine, schaut Euch das Bild an:
"deutlich erkennbare Geschlechtsteile" ?
"geht über Erotik hinaus"?

BITTE?

Jedenfalls lud ich auf vielfachen Wunsch dann eine zensierte Version hoch:


Dieses Bild verdirbt nun hoffentlich keine reinen Seelen mehr.



8/08/2013

JFK-Overkill

Im November jährt sich JFK's Tod zum 50 mal. Und das ganze geht mir jetzt schon auf die Nerven.

Leute, die sich sonst NIE mit ihm beschäftigen, meinen plötzlich mir alles mögliche über ihn erzählen zu müssen. Dinge die ich entweder seit Jahrhunderten weiss, schlichtweg falsch sind oder einfach nur triviales, dummes Zeug.
Peinlich, dass dabei auch noch viele von einem falschen Todestag ausgehen und felsenfest behaupten, er sei an "einem 11. September" ermordet worden.

Ich spreche ganz bewusst auch in seinem Namen wenn ich sage, dass wir es kaum erwarten können dass der November 2013 durch ist und wir wieder unsere Ruhe haben.